Jensblog
Jensblog
Vor einigen Wochen beim Dude und seinem Zen-Meister vorbeigeschaut, die die Dinge auf den Punkt bringen und wo es Spaß macht, lesend zuzuhören. Mein Lesetipp damals: http://bit.ly/Sqy9cp
Heute sitzen mein Sommerhut und ich (40% Stroh, 60% Papier), beide alt und abgetragen, heiter und vergnügt im Garten, genießen den Sommer und geben die nächste Empfehlung:
Wilhelm Schmid „Gelassenheit – Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“, Insel Verlag
Eine Reihe von Bestsellern verdankt ihr Dasein ja gekauften Werbeflächen, freundlich monetären Zuwendungen und Beziehungen als Rankingzusatzvitaminen.(Meine Schreiberei hat davon noch nie etwas abbekommen. Schade eigentlich.)
Wilhelm Schmid steht ganz oben auf den Listen. Wohl auch ohne diese Zutaten. Ganz verdient.
Dieses Buch ist mittlerweile in allen führenden Gazetten gelobt und teilweise hymnisch gefeiert worden. Lassen wir die Kirche im Dorf. Viele Erkenntnisse sind auch schon von anderen so ähnlich formuliert worden.
Aber was das kleine Werk so lesenswert überzeugend macht, ist die Authenzität dieses nun auch schon alten Mannes, wie er sich selbst bezeichnet. Er spricht von sich, sortiert sein Erlebnis Altwerden nach der Prüfung des Erlebten. 10 Schritte zur Gelassenheit, zur Lebenskunst sollen es sein. Diese sind großartig, weil in einfache Sprache gekleidet, beschrieben.
Er formuliert seine eigene Sicht der Dinge, will sie uns aber zum Glück nicht als allgemein vorzuherrschende Meinung unterjuckeln. Er versucht, mit seinen eigenen Gefühlen und Empfindungen einverstanden zu sein, auch im Scheitern. Und auch angesichts des uns allen bevorstehenden Todes.
Ein Philosoph, der schreiben kann. Donnerwetter.
Trinke jetzt noch einen Schluck Frizzante hier draußen, gut gekühlt, rot und trocken, wie aus dem Leben. Schließe die Augen manchmal zwischendurch, lese mir meine Unterstreichungen nochmals durch und reise ein bisschen durch mein Leben. Gut gemacht, Wilhelm Schmid. So hast du mich erreicht. Ich kann dieses Buch nur weiter empfehlen.
Und: Sex im Alter?
Sehr angenehm. Manchmal durchaus mehrmals die Woche und leicht ekstatisch und voller Lebenslust. Trägt sehr zur Gelassenheit bei. Das steht allerdings so nicht im Buch.
Statt die Gnade der Liebe zu leben, zahlen wir ihr so häufig nur den Tribut, weil wir das verdammte Ich so überhöhen.
Der authentische Philosoph
Dienstag, 24. Juni 2014