JENSBLOG
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Greifen wir einmal diesen obigen, so netten Bewertungsspruch, von vielen Schülern tagtäglich so herzerfrischend rausgerotzt auf - und bestätigen ihn an diesem kobaltblauen Frühlingshimmelnachmittagstag, an dem ich einige Stunden meiner Lebensarbeitszeit sinnlos verpulvere. Wieder einmal. Echt zum Kotzen, um im Jargon zu bleiben.
Heute werden hier mal folgende Sachverhalte verhandelt:
1.Ein 14jähriger entfernter Ahne aus dem Osten zersticht am frühen Abend vor immerhin schon vier Wochen auf dem Schulparkplatz der Realschule insgesamt 10 Winterreifen von Lehrern, die im Gebäude eine Gesamt-konferenz abhalten. Der Schüler ist allerdings Schüler der Hauptschule, die auf dem gleichen Gelände etwa 100 Meter entfernt liegt. Gesamtschaden: über € 1.500. Tatwaffe: ein Wurfstern.
2.Dieser nette junge Mann klaut einige Wochen zuvor aus dem Werkraum seiner Schule Stechbeitel, Zange und Feile, eingesetzt für die Fertigung von Feuerwerkskörpern zu Sylvester. Happy new year, man gönnt sich ja sonst nichts!
Bis hierhin hätten wir: Sachbeschädigung, Inkaufnahme von Körperverletzung mit Folgen für Beteiligte und Unbeteiligte (geplatzter Reifen auf der Autobahn), illegaler Waffenbesitz.
3.Diese Straftaten werden nicht bestritten, wobei völlig indiskutabel ist, dass die betroffenen LehrerInnen auf eine Strafanzeige verzichten. Und sich tatsächlich auf einen Deal der Ratenzahlung für ihren Schaden einlassen. Das sind doch noch echte Pädagogen!
Aber danach, und nachdem eine Klassenkonferenz einberufen ist, kickt der beschützte Jüngling dann eine Mitschülerin vor dem Kakaoautomaten einfach mal so um. Kleiner Spaß. Ist doch nicht schlimm. Die hat zwar ´ne dicke Beule, kippt ihm wutentbrannt den Rest Kakao über die hohle Birne.
Das mit der Matschbirne bringt er übrigens selbst als Erklärung vor:
Er weiß gar nicht, wieso das alles immer so über ihn kommt. Sein Kopf ist dann immer ganz doll leer! Und er ist ganz fürcherlich durcheinander. Ist das nicht ergreifend!
Ich zersteche den ersten Reifen, geil, dann den zweiten und so fort - und ich weiß gar nicht, was in meiner ausgelaugten Birne so taktet.
Ach Kinners, ich freue mich jeden Tag auf die Anstalt, darauf mir solchen Scheiß anhören zu dürfen. Morgen werde ich irgendeinem in den Hintern treten und dann sagen: „Aääh, Schwuchtel, weiß jetzt gerade nicht, was in meiner Birne los ist, aber jetzt tret´ ich dir noch noch ´mal zur Abwechslung dahin, so dass du dich nicht vermehren kannst!“
Hej, in unserem heutigen Rechtsstaat bin ich mir sicher: mildernde Umstände für mich Altgedienten zu bekommen. Bin ja auch im Rechtsschutz gut abgesichert, habe den auch noch nie in Anspruch genommen. Man wird mich mit einer erzieherischen Maßnahme zum Schulpsychologen, besser noch ´ner Psychologin (Dazu müsste die aber schon was hermachen, war ´n alter Schwerenöter!) schicken, zwecks Verbesserung meiner verletzten Jugend-traumata, die zwar längst abgeschlossen sind.
Und ich werde dort die Stimmen meiner pädagogischen Kraft und Klarheit zurück erobern, so dass mir morgen dann schon vor der Schule wieder kotzübel ist.
4.Zurück zu unserem „Ich weiß nicht, was in meinem Kopf dann so genau vorgeht!“- Jungmännchen, der eine Leere und bedrückende Stille in seinem Oberstübchen klingeln hört. Donnerwetter! Er kann dieses leere Zucken nicht mehr unterdrücken, empfindet sich selbst als fremd und akut gefährdet in seiner Würde. Typisches Mobbingopfer.
Zwei Tage vor der Klassenkonferenz verabschiedet sich unser kommunikationsfreudiger Jugendlicher am Stundenende von der Lehrerin mit einem blitzblanken „Heil Hitler!“ - Gruß!
Ist es ein narkotisiertes Winseln, woher stammt es?
Wie sich herausstellt, sind seine Eltern Juden. Er also auch. Ist doch nicht nicht so schlimm. Sind ja nur 6 Millionen in der Nazizeit gekillt worden.
Naja, waren ja jetzt auch für einige Monate Dauerminustemperaturen, da friert so einiges ein. Das muss ja auch beim Ermessen einer möglichen Strafe berücksichtigt werden.
Fast zwei Stunden wird getagt, die Eltern haben einen Dolmetscher mitgebracht, naja die paar Jahre in Deutschland, da können wir doch nicht erwarten, dass man ´n paar Sätze sprechen kann. (Eine meiner Töchter beendet übrigens ihre Ausbildung jetzt in Dänemark. Für sie ist es selbst-verständlich, dass sie vorher in selbst finanzierten Kursen die Sprache so gut es geht erlernt. Für Bedürftige gibt es immer auch Zuschüsse, man muss nur wollen!)
Jetzt zurück in die Anstalt:
Antrag auf Schulverweis. Was soll denn noch an Deutschlands Schulen passieren? Wird mit Gegenstimmen auch so beschlossen.
Zwei Wochen später können wir der jugendlichen Hohlbirne ein T-Shirt spendieren. Aufdruck: „ Hier ist der DaBleiber, der Sieger!“
Er streckt die Arme in die Frühlingssonne und dankt der Justizabteilung, die befindet:
Erstens hat er die Reifen nicht während der Unterrichtszeit zerstochen. Und dann ist der Parkplatz eigentlich gar kein Schulparkplatz, hätte genauso gut ein Supermarkt weit entfernt sein sein können. Da kommt auf die Psychologie ja jetzt noch das Problem der Orientierungslosigkeit im öffentlichen Raum dazu. Ganz schwierig.
Zweitens ist der Diebstahl von Schuleigentum hier als absolut geringfügig anzusehen. Hallo und ein dickes Dankeschön für den Freifahrtsschein zum Klauen!
Und drittens die leichte Körperverletzung gegenüber der Schülerin. Naja, dies Mädel hat Hohlbirne ja schon bestraft, indem sie ihm den Kakaorest über den Kopf schüttet. Armer Kerl, wird er Anzeige erstatten, was sagt der Dol-metscher?
Aber schön, dass die Justiz jetzt endlich die Freigabe zur Selbstjustiz erteilt!
Fehlt noch was? Ach ja, viertens der Nazigruß! Ach Kinners - kleiner Spaß eines Jugendlichen. Wollen hier doch wohl nicht nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen oder!
„Isses nicht zum Kotzen!“, wie schön treffend die Jugendsprache doch sein kann.
Einen Tag später gibt es wohl den nächsten Fall für die voll im Leben stehenden Justitiare. Gibt es eigentlich auch irgendwo etwas, was die Lehrer schützt?
Ein anderer Jüngling filmt heimlich seinen Lehrer beim Unterricht, stellt es mit so netten Beleidigungen wie: „Der ist schwul!“ „Lutscht an den T..... seiner Mutter!“ und noch ähnlich gearteten Aussagen voller Dankbarkeit und Freude bei „You Tube“ ein.
Wollen wir uns mal nicht so anstellen, im Vergleich zum vorher geschilderten Fall sind das doch wahre Peanust, Herr Justitiar oder?
Wenigstens hat dieser junge Lehrer Mumm oder „ ´nen Arsch in der Hose“ wie die Jugendlichen so sagen und erstattet Anzeige. Auch die zuständige Kripoabteilung reagiert und holt den Schüler gleich mal morgens aus der Schule ab.
Wenn das man gutgeht! Das ist doch wirklich überzogen oder?
Und gerade ist mir wieder kotzübel, weiß gar nicht, woher das kommt. Kann nicht am Wochenende liegen, das begonnen hat.
Demnächst mehr aus der Anstalt!
Er denkt noch nach. Aber manchmal ist seine Leitung so schwer gestört.
„Schule zum Kotzen“- oder wie Gewalt legitimiert wird!
Freitag, 11. März 2011