JensBlog
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26 °C erweisen sich dann doch als etwas schweißtreibend und müde machend, aber das Wasser mit 19,5 °C ist dazu eigentlich köstlich.
Die Schnittstelle für Triathleten bei diesen Außenbedingungen heißt:
Rein in die Wurstpelle, Schwindelgefühle beim Luftanhalten entwickeln wie bei den verbotenen Pausenspielen in der Grundschule, versüßt der Neo den Weg zu einer Bestzeit, wo immer man auch hin will?
Einigen sieht man deutlich an, dass sie keine Ahnung haben, wie sie sich verhalten sollen. Sich angenehm frei zu fühlen oder sich eingeengt in seliger Hoffnung zu trösten?
Einen Augenblick versuche ich mir vorzustellen, ich sei meine Frau und hätte mich in diese wehrlose Lage gebracht.
Ich stehe nämlich neben ihr und den anderen Tria-Damen, die mit Melkfett, Vaseline und schwarzen Lederhandschuhen(!) in ihre neue Rolle schlüpfen. Die Gesichts-farben wechseln von rosa zu blass und zurück. Für einen Moment kann man sich diese Prozedur als 4. Disziplin durchaus vorstellen.
Nach dem Gesehenen empfiehlt sich wohl auch ein neuer Intensivstützkurs:
„Wie finde ich den richtigen Neo für mich und wie bekomme ich ihn relativ zügig auf die Haut?“
„Ey, mein Lieblingsverkäufer hat (SchnappLuft) gesagt, wenn er richtig gut eng (SchnappLuft 2x) ansitzt, dann (Schnappluft3x) ist er viel zu weit (SchnappLuft 4x)! Ich bin mir da im Moment nicht so gaaanz ...“(Satzabbruch wegen Atemnot).
Wein ist der Liebe Nahrung, sage ich mir an diesem herrlichen Sonntagmittag einen Tag später, sehe drei Meter neben mir die Meisen emsig die Jungen füttern. Freue mich, dass ich mich statt 122 RTF-Kilometern heute für diese Betätigung entschieden habe. Beim Vogelanflug überlege ich, wer von uns alles so ´ne Meise hat.
Meine Frau ist schon wieder unterwegs: Koppeltraining. Welche Wiese (Koppel übersetzt: norddeutsch, bin hier geboren!) überlege ich, falls mal ´n Notfall eintritt? Nur wenige von uns kennen ihre Möglichkeiten. Und noch weniger kennen sich in örtlicher Geografie aus, trotz aller Navis.
Allerdings fällt das Gekoppelte aus, weil per email am Vorabend um 22 Uhrsonstwas mitgeteilt wird, wann man sich wo zum Radfahren trifft. Wer liest eigentlich an einem Sonnensamstagabend um diese Zeit so was?
Die nächste Meise kommt mit Nahrung im Schnabel. Nahrung für Sportler, das ist ´n andere Geschichte, hab´ schon mal nach meinem ersten Marathon ansatzweise was dazu geschrieben und bebildert. Darß - Fischland
Aber gestern in Hannover-(G)Limmer noch mal was Neues.
Die Veranstalter haben eine besonders empfindliche Triabombe zu entschärfen.
Durch einen schweren Verkehrsunfall auf der Radstrecke verschiebt sich der Start. Weiter und weiter. Es wird angekündigt: Bis 15.45 Uhr keine Streckenfreigabe durch die Polizei, dann swim & run (übersetzt: schwimmen und laufen!), ergo diese Disziplinen mal zwei in der Länge!
Ohlala, da brechen sofort entscheidende Abwehrmechanismen komplett weg. Triathleten sind ´n sensibles Völkchen.
Einigen schimmern Tränen „Oooch, Rad kann ich am allerallerbesteten!“ (wie Tigger bei „Puh, der Bär“ sagt). Große Missstimmung kommt auf.
Und ich wunder´ mich. Nirgendwo der Standardanfeuerungsruf: „Los jetzt, du packst - schaffst es!“ Ich rufe demnächst: „Setz dein Herz/deine Seele ein!“
Schon vorher - versprochen!
Vor mir am Schwimmstart ein kleiner, drahtiger Mann. Anfang dreißig, der uns durch seine Aufwärmübungen körperlich zu verstehen gibt, dass dieses event (übersetzt: Ereignis) seit langer Zeit einmal wieder etwas ist, dass er richtig gemacht hat. Abruptes Ende seiner Darbietungen ob dieser Negativnachricht. Er sinkt ins Gras, greift zum Sportbeutel. Eine Röhre mit „Frubiase-Sport“. Oohlala, er muss wohl nachdopen, denke ich so vor mich hin.
Und dann: richtig Klasse, liebe Sportsfreunde!
Innen drin ´n Fuffziger, sauber eingerollt, bisschen Klimpergeld, 4 Zigaretten und ´n Flammenwerfer. Weißes Pulver kann ich nicht entdecken. Er rollt sich gen Ufer, dass es keiner merkt, erst mal ´n Lulle und sauber inhaliert. Und ich erinnere mich an mich und, aaach gerade wieder vergessen.
Nach dieser ausgedehnten Übung des Legaldopings, ich vermute, dass swimming (Übersetzung: das Schwimmen) seine wunde Stelle ist, kommt eine Minute vor der deadline (Übersetzung: Todeslinie) die Durchsage, dass der Wettkampf als Triathlon stattfinden kann. Er springt auf, streckt die Arme in den wolkenlosen Himmel, tosender Applaus der übrigen Athleten.
Was bleibt?
Einmal die Feststellung, dass die Verlegung des Zieleinlaufs im Vorjahresvergleich vorteilhaft ist, das Wetter deutlich besser und die Ergebnisse der Buxtehuder Mannschaft nicht als eine Folge von Rückschlägen anzusehen sind, von denen man sich nur schwer erholt. Es geht voran! Gut gemacht!
Leben heißt auch:
Hinweisschilder richtig zu beschriften!
Hannover - (G)Limmer
Samstag, 5. Juni 2010