jensblog
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Du wirst irgendwie immer langsamer, sagt meine geliebte Frau. Tja, dann ist das Eiltempo wohl zum Teufel. Ist doch nicht schlimm, das bremst mich nicht.
Um auf gestern zurückzukommen: Die Erfahrung eines Mannes von sechzig Jahren ist eine andere als die eines Zwanzigjährigen, sinniert Leonard Cohen, vielleicht werde ich etwas schlichter, naiver oder infantiler. Die Jungen sind halt etwas differenzierter, die Alten werden infantiler. Das Herz wird etwas reiner, wenn man älter wird.
Denke nicht, dass meine Wahrnehmung arthritisch stockend ist. Aber im Nachklang zu den Portraits der drei kettenrauchenden Legenden, stimmt doch eins.
Wenn man in den 60/70er Jahren erwachsen wurde, dann fällt doch heute auf, dass sich kaum noch jemand richtig wehrt gegen Dinge, die einen richtig nerven. Damit meine ich nicht das Tränengas, das mir vor der amerikanischen Botschaft einst verabreicht und mich heute noch manchmal juckt. Kaum einer riskiert richtig viel für sein persönliches Glück mit anderen zusammen. Schulterzucken, kannst halt nix machen gegen unwürdige Arbeitsbedingungen oder Bestimmungen, die dir staatliche Institutionen jeden Tag reindrücken.
Steht auch so völlig im Gegensatz zu dem z.T. so selbstbewusst/herrlichen Auftreten und dahinter, ja was ist dahinter? Unausgelebte Widersprüche, Einsamkeit, Sehnsucht nach Nähe? Das Leben ist doch keine Pokerpartie.
Im Alltagsleben und in der Berufswelt gibt es heute eher diese Art von Verdrängungswettbewerb. Motto: Du bist jetzt soundso alt, das können wir doch bedeutend besser und schneller.
Lenny ist schlau.
Für seine erste Tour seit 14 Jahren hat er sich letztes Jahr neben der alten Weggefährtin Sharon Robinson die jüngeren Schwestern Webb (Charley, geb. 1979 und Hattie, geb. 1981) als backup singers mit auf die Bühne geholt.
Und er klingt so warm und emotional wie nie zuvor.
Göttlich:
1.If It Be Your Will (Live) - The Webb Sisters with Leonard Cohen (Live In London)
Ebenso gut:
2. You'll Never Know - Willy DeVille with Brenda Lee ("Loup Garou")
Das kommt jetzt alles auf den ipod und ab dann für jeweils eine Stunde aufs Laufband und Rad.
Macht ja keiner die Wege frei und mit sechzig muss man noch ´n bisschen was tun. Nicht nur für das Mixed Up Shook Up Girl.
Alles hat auch seine Grenzen.
Männer von sechzig
Donnerstag, 11. Februar 2010